Betriebliches Weiterbildungsangebot – Abhängig von der Wirtschaft vor Ort

Wirtschafts- und Dienstleistungszentren sind die entscheidenden Standorte für ein umfassendes betriebliches Weiterbildungsangebot. Strukturschwache Räume verzeichnen ein entsprechend geringes betriebliches Angebot. Damit unterscheiden sich die 96 bundesdeutschen Raumordnungsregionen teils deutlich voneinander. Für das Niveau der betrieblichen Weiterbildung ausschlaggebend sind regionale Wirtschaftsbedingungen, wie Branchenstruktur und Wirtschaftskraft. In fast allen Teilen Deutschlands entwickelt sich das betriebliche Weiterbildungsangebot positiv. Trotz eines Rückgangs während der Wirtschaftskrise nimmt es insgesamt zu.

Betriebliche Weiterbildung sollte sich in Niveau und Entwicklung nach der regionalen Wirtschaftskraft und Branchenstruktur richten. Ausschlaggebend für den Umfang einzelner betrieblicher Angebote sind die Größe eines Betriebs und die Art der dort erbrachten Leistung. Weiterbildung findet verstärkt in großen Unternehmen statt und in Unternehmen, die Dienstleistungen anbieten. Somit ist zu erwarten, dass sich vor allem Großstädte und Wirtschaftsregionen durch ein umfangreiches betriebliches Weiterbildungsangebot auszeichnen. Der Weiterbildungsatlas betrachtet an dieser Stelle alle vier Millionen Betriebe (2011) in Deutschland.


Niveau des betrieblichen Weiterbildungsangebots – Konjunktur beeinflusst Angebot auf Bundes- und Regionalebene

Zwischen 2007 und 2011 standen den Deutschen pro 1.000 Einwohner und Jahr 39,6 betriebliche Weiterbildungsangebote zur Verfügung. Diese zeigen auf Bundesebene eine starke Abhängigkeit von der Konjunktur. So ist das betriebliche Angebot 2009 und 2010 im Zuge der Wirtschaftskrise eingebrochen. Erst 2011 stieg es wieder, dann sogar über das Niveau von 2007 und 2008. Im Ländervergleich haben die Hamburger die Nase vorn. Mit 52,5 betrieblichen Angeboten liegen sie mehr als ein Drittel über dem Bundesdurchschnitt. Brandenburg dagegen hat mit 30,3 Angeboten das geringste betriebliche Weiterbildungsangebot. Auf der Regionalebene reicht die Spanne von 27,6 Angeboten in der Region Emscher-Lippe bis zu 61,5 Angeboten in München.

Beim Blick auf die Ergebnisse wird deutlich, dass die große Spannweite der regionalen Werte vor allem aus dem sehr umfassenden Weiterbildungsangebot einiger weniger Regionen resultiert. Zu den Raumordnungsregionen mit der größten durchschnittlichen Anzahl betrieblicher Angebote zählen neben München (61,5) die Region Oberland in Bayern (55,1), Rhein-Main (52,9) und Hamburg (52,5). Dem gegenüber stehen Regionen mit unter 30 Angeboten pro 1.000 Einwohner wie Emscher-Lippe (27,6), Nordthüringen (28,4) Uckermark-Barnim (28,5), Lausitz-Spreewald (29,2), Oderland-Spree (29,7) und Braunschweig (29,7). Das größte betriebliche Weiterbildungsangebot (in München) liegt damit mehr als das Doppelte über den niedrigsten.

In räumlicher Hinsicht entspricht das betriebliche Weiterbildungsangebot einer zu erwartenden Verteilung. Strukturschwächere Regionen weisen eher wenige Angebote auf und Wirtschafts- und Dienstleistungszentren bieten ein größeres Angebot an betrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten. Besonders die Industrie-, Dienstleistungs- und Finanzzentren stechen hier als Leuchttürme heraus.


Trends des betrieblichen Weiterbildungsangebots – Anstieg in fast allen Regionen

In den Jahren 2007 bis 2012 ist die Zahl der betrieblichen Angebote bundesweit um durchschnittlich 7 Angebote pro 1.000 Einwohner gestiegen. Das ist trotz des krisenbedingten Einbruchs (2009–2010) ein deutlicher Trend nach oben. Auf Länderebene weisen Mecklenburg-Vorpommern (+15,7), Hessen (+14,3) und Baden-Württemberg (+11,6) die höchsten durchschnittlichen Zuwächse auf. Nur Hamburg (–0,6) und Thüringen (–3) nahmen leicht ab.

Die größte durchschnittliche Angebotssteigerung auf Regionalebene verzeichneten drei Regionen in Mecklenburg Vorpommern: Mecklenburgische Seenplatte (+16,6), Vorpommern (+16,3), Mittleres Mecklenburg/Rostock (+15,7). Ähnlich stark angestiegen ist das Angebot in den Regionen Rhein-Main (+15,4) und Bodensee-Oberschwaben (+15) – (Angaben jeweils pro 1.000 Einwohner und Jahr).

Allerdings gibt es auch Regionen, in denen die Zahl der betrieblichen Angebote abgenommen hat. Dazu zählen zunächst die Regionen in Thüringen, in denen das Angebot um 2,7 bis 3,4 zurückgegangen ist. Auch in München ist die Anzahl der Angebote um 2,4 pro Jahr und 1.000 EW gesunken. Hier muss allerdings berücksichtigt werden, dass München auch die Region mit dem größten Angebot an betrieblicher Weiterbildung ist. Die Region liegt knapp 60 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Die thüringischen Regionen liegen dagegen im Schnitt mehr als 20 Prozent unter dem bundesweiten Mittel von 39,6 betrieblichen Angeboten pro 1.000 Einwohner.

Vor allem das Bundesland und die Regionen in Thüringen weisen im Untersuchungszeitraum einen negativen Trend auf. Dies ist aufgrund einer geringen Angebotshöhe prekär, weil sich die schon eher schlechte Situation im Bereich der betrieblichen Weiterbildung noch zu verschlechtern scheint.


Zusammenhänge – Gesamte Weiterbildungsteilnahme stark mit betrieblichen Weiterbildungsangeboten verknüpft

Die Ergebnisse des Deutschen Weiterbildungsatlas zeigen, dass das Angebot betrieblicher Weiterbildung von der örtlichen Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftskraft abhängt. So ergibt sich ein West-Ost-Gefälle, das die unterschiedliche Wirtschaftsstärke abbildet. Deshalb ist davon auszugehen, dass regionale Angebotsveränderungen auch der wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort folgen. Entsprechend gibt es bei den Trends keine großräumigen Gefälle oder Unterschiede zwischen Nord und Süd bzw. Ost und West. Betriebliche Weiterbildung ist ein Ausdruck regionaler Wirtschaftsbedingungen und steigt im Untersuchungszeitraum in nahezu allen Regionen Deutschlands an – trotz des Einbruchs durch die Wirtschaftskrise in den Jahren 2009 und 2010.

Wie zu erwarten ist betriebliche Weiterbildung stark konjunkturabhängig. Die regionalen Angebote folgen der wirtschaftlichen Entwicklung, was für ausnahmslos alle Regionen gilt. Das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass die Veränderung der betrieblichen Weiterbildungsangebote in den Regionen relativ gleichförmig verläuft. Das Angebot verändert sich in erster Linie entsprechend der ökonomischen Umstände.

Das betriebliche Angebot erklärt von allen betrachteten Angebotssegmenten die regionalen Unterschiede in den Teilnahmequoten am besten. Regionen mit vielen betrieblichen Weiterbildungsangeboten weisen auch eine hohe Teilnahmequote auf. Regionale Unterschiede in der Teilnahmequote lassen sich zu mehr als 9 Prozent durch die betrieblichen Angebote erklären, und das obwohl auch allgemeinbildende Weiterbildungen als Teilnahmen gezählt wurden. Dieses Ergebnis zeigt, wie stark Weiterbildung und Wirtschaft verknüpft sind.


Broschüre Deutscher Weiterbildungsatlas

Die Broschüre liefert eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse des dritten Deutschen Weiterbildungsatlas.

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Ergebnisbericht

In dem Ergebnisbericht des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) des WBV-Verlags finden Sie weiterführende Informationen zu den Ergebnissen und Methoden sowie die ausführlichen Fallstudien der Wissenschaftler vom DIE und der FU Berlin.

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Interaktive Karten: Betriebliches Weiterbildungsangebot

Karten zu weiteren Indikatoren können Sie unter "Interaktive Karten" abrufen.