Donau-Iller

 Hoher Weiterbildungsbedarf trifft hervorragende Infastruktur

Die Region Donau-Iller erstreckt sich über zwei Bundesländer. Untersucht wurde in der folgenden Fallstudie der bayrische Teil. Die Region zeichnet sich durch eine steigende Teilnahmequote aus und damit verbunden auch durch eine steigende Potenzialausschöpfung. Vor allem zwischen 2009 und 2011 steigt die Teilnahmequote und liegt mit knapp 16 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Dies führt in diesem Zeitraum zu einer Potenzialausschöpfung von etwa 125 Prozent. Die Erwartung wird also um ein Viertel übertroffen. Im Mittel weist die Region sowohl eine überdurchschnittliche Teilnahmequote auf als auch eine Potenzialausschöpfung von über 100 Prozent.

Das direkt angrenzende Ulm sowie die Stadt Memmingen sind die beiden Oberzentren der Raumordnungsregion Donau-Iller. Das Besondere: Die Region erstreckt sich über die beiden Länder Baden-Württemberg (Landkreis Biberach und Alb-Donau-Kreis) und Bayern (Landkreise Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgäu). Im bayrischen Teil der Region Donau-Iller, auf den hier ein genauerer Blick geworfen werden soll, leben 463.000 Einwohner.

Die Bevölkerungsdichte in der Region ist sehr unterschiedlich und reichte 2011 von 585 Einwohnern pro km² in der die Stadt Memmingen bis zu 110 Einwohner pro km² im Kreis  Unterallgäu. Verkehrstechnisch ist die Region gut erschlossen. Ein Mittelzentrum ist mit dem Auto in durchschnittlich 8 Minuten erreichbar, ein Oberzentrum in 19 Minuten und der nächste Autobahnanschluss ebenfalls in 8 Minuten.


Die Region zieht Arbeitskräfte an

Deutliche Wanderungsgewinne sprechen für die wirtschaftliche Anziehungskraft der Region. Diese zeigt sich auch in der Altersstruktur: 2011 waren 26,5 Prozent der Bevölkerung jünger als 25 Jahre. Das ist im Vergleich zu ganz Deutschland (24,3 Prozent) überdurchschnittlich. 2007 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung bei 10,1 Prozent. Auch das liegt über dem Landes- (9,5 Prozent) und Bundesdurchschnitt (8,8 Prozent).

Die Bruttowertschöpfung stieg von 2007 bis 2011 um 8,9 Prozent und damit stärker als in Gesamtdeutschland (6,5 Prozent). Insbesondere der Kreis Günzburg (plus 13,1 Prozent) und der Kreis Unterallgäu (plus 14,9 Prozent) prosperierten kräftig. Etwas geringer fiel dagegen das wirtschaftliche Wachstum in der Stadt Memmingen (plus 6,4 Prozent) und im Kreis Neu-Ulm (plus 2,1 Prozent) aus. Positiv ist auch die Entwicklung beim Pro-Kopf-Einkommen: Von 2007 bis 2011 stieg es auf 22.378 Euro – ein Plus von 9 Prozent und auch wieder über dem Bundesdurchschnitt von 19.933 Euro.

Gearbeitet wird in der Region vor allem in kleineren Betrieben mit bis zu neun Beschäftigten. Besonders stark ist das verarbeitende Gewerbe, gefolgt von Handel/Gastgewerbe/Verkehr, öffentlicher Verwaltung sowie technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen. Im Jahr 2011 erreichte die Arbeitslosenquote in der Region einen Tiefstand von 2,8 Prozent.


Vollbeschäftigung!

Wie auch auf Bundes- und Landesebene nahm in der Region Donau-Iller im Untersuchungszeitraum die Zahl der Beschäftigten ohne Ausbildung ab und stieg die Zahl der hochqualifizierten Arbeitnehmer an. Mit fast 17 Prozent war der Anteil der Geringqualifizierten höher als im Bundesvergleich (13,9 Prozent).

Regionalplanung hat in Donau-Iller eine große Bedeutung und ist in einem Regionalverband gesichert, der politisch durch einen Staatsvertrag der beiden beteiligten Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern festgeschrieben ist. Seit mehr als 30 Jahren verfolgt man Ziele in den Bereichen Umweltschutz, Nutzung von Ressourcen und auch Windenergie.

Der Regionalverband betreibt Vernetzungsinitiativen zur Wirtschafts- und Infrastrukturentwicklung – unter anderem in Form von Regionalmarketing. Beispielsweise ist der Landkreis Günzburg darin sehr engagiert, junge Familien für die Region zu gewinnen. In regionalen Bildungsinitiativen geht es um lebenslanges Lernen, wobei hier die Unterstützung von Familien und die Beteiligung von Risikogruppen besonders im Fokus stehen.


Breites Weiterbildungsangebot für verschiedene Zielgruppen

Weiterbildungsexperten der Region beschreiben die Versorgung von Donau-Iller mit Weiterbildungsanbietern und deren Angeboten als flächendeckend und sehr gut. Allerdings gibt es ein Stadt-Land-Gefälle: Während sich die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung vor allem in den Oberzentren konzentrieren, wird Weiterbildung im ländlichen Raum eher von den Volkshochschulen angeboten.

Ein überregionales Bildungszentrum präsentiert sich gut vernetzt und breit finanziert: Rund 50.000 Teilnehmer nehmen hier jährlich an 2.500 Veranstaltungen teil. Bedeutsam für die Weiterbildung in der Region sind außerdem die Industrie- und Handelskammer, das Kolping-Bildungswerk und die Deutsche Angestellten Akademie.

Bildungs-Experten der Region heben die gute Vernetzung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Weiterbildungseinrichtungen hervor. Die Formen der Zusammenarbeit unterscheiden sich je nach Projekten und Anbietern. Bei zwei Weiterbildungsportalen für die Region steht die trägerneutrale Beratung im Vordergrund: Hier werden Interessenten durch den Dschungel der Angebote geleitet. Schwerpunkte sind unter anderem die Aufstiegsfortbildung, Berufsorientierung und der Wiedereinstieg in den Beruf, aber auch Selbstständigkeit oder eine Erstberatung zu den staatlichen Fördermöglichkeiten für Weiterbildung.


Fazit

Die wirtschaftlich starken Industriestrukturen der Region Donau-Iller generieren einen dynamischen Arbeitsmarkt mit hohem Weiterbildungsbedarf. Als weitere Erfolgsfaktoren hinter der hohen Potenzialausschöpfung in der Weiterbildung stechen neben den guten Infrastrukturbedingungen ins Auge, dass Wirtschaft, öffentliche Hand und individuelle Akteure ein Bewusstsein für den Nutzen hochwertiger und umfassender Weiterbildungsangebote entwickelt haben. Hier zeigt sich ein breites Weiterbildungsspektrum mit gutem Beratungsangebot, und zwar als Ergebnis langfristig entwickelter und nachhaltig angelegter Kooperationsbeziehungen.

 

Dieser Text basiert auf einer wissenschaftlichen Fallstudie von Christina Weiß, die an dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung durchgeführt wurde.

Die ausführliche Fallstudie findet sich in dem Ergebnisbericht des Deutschen Institutes für Erwachsenenbildung unter www.ergebnisbericht.deutscher-weiterbildungsatlas.de