Schleswig Holstein Nord

                     Enge Abstimmung aller Beteiligten bringt Erfolge

 

Schleswig-Holstein Nord, die nördlichste aller 96 Raumordnungsregionen mit der Grenze zu Dänemark wurde ausgewählt, weil die Teilnahmequote der Geringqualifizierten im Untersuchungszeitraum stark gestiegen ist. Der Trend der Teilnahmequote von +5,8 Prozentpunkten bei einem Mittelwert von 8 Prozent im Untersuchungszeitraum spricht Bände. Auch die Potenzialausschöpfung bei Geringqualifizierten ist um 93,4 Prozentpunkte gestiegen. Wurden also 2007 noch längst nicht alle Potenziale ausgeschöpft, so übertrifft die Region 2012 die Erwartungen deutlich. Grund genug, diese Dynamik mit einer Fallstudie zu untersuchen.

Die ländliche Region Schleswig-Holstein Nord mit Küsten zur Ost- und Nordsee setzt sich aus der Stadt Flensburg sowie den Kreisen Schleswig-Flensburg und Nordfriesland zusammen. Flensburg ist das Oberzentrum der Raumordnungsregion Schleswig-Holstein Nord. Im Vergleich zur durchschnittlichen Bevölkerungsdichte des Bundeslandes von 178 Einwohnern je Quadratkilometer sind die Kreise Schleswig-Flensburg (94 Einwohner je km²) und Nordfriesland (79 Einwohnern je km²) deutlich dünner besiedelt. Ein Blick auf die Altersstruktur zeigt: Dieser Region gehen die jungen Leute aus. Von 2007 bis 2012 sank der Anteil der 18- bis unter 25-Jährigen auf 11,6 Prozent, der Anteil der über 65-Jährigen stieg auf 21,9 Prozent. Die Region ist verkehrsmäßig gut erschlossen.


Dynamisches Wirtschaftswachstum in der gesamten Region

Schleswig-Holstein Nord stand 2007 bis 2012 im Zeichen hoher wirtschaftlicher Dynamik. Die beiden Kreise wiesen mit einer Bruttowertschöpfung von plus 13,2 Prozent (Schleswig-Flensburg) und 13,5 Prozent (Nordfriesland) ein überdurchschnittlich hohes Wirtschaftswachstum auf. Zum Vergleich: In ganz Deutschland betrug es 6,5 Prozent. Parallel stieg die Beschäftigungsquote bis 2012 in Flensburg auf 46,7 Prozent, im Kreis Nordfriesland auf 51,5 Prozent und im Kreis Schleswig-Flensburg auf 47,8 Prozent.

Die Arbeitslosenquote sank in der Stadt Flensburg bis 2012 auf 11,3 Prozent, im Kreis Nordfriesland auf 7,0 Prozent und im Kreis Schleswig-Flensburg auf 7,9 Prozent. Parallel dazu ging auch die Langzeitarbeitslosen-Quote zurück.

Flensburg ist Heimat für eine ganze  Reihe von Großunternehmen wie zum Beispiel der Flensburger Brauerei, Beate Uhse oder dem Maschinenbauer Krones AG. Überdurchschnittlich hoch ist dennoch der Dienstleistungsbereich gewichtet. In den ländlichen Bereichen ist die Region durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt. Besonders wichtig ist die Tourismusbranche mit jährlich rund 13 Millionen Übernachtungen. Ebenfalls bedeutsam sind die Windenergie-Branche sowie das Logistik- und Transportgewerbe.

Die Nähe zu Dänemark spiegelt sich nicht nur in der so genannten dänischen Minderheit wider, den rund 50.000 Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit und dänischen Wurzeln. Sie zeigt sich auch durch eine Reihe von gemeinsamen Kooperationsprojekten: So bilden beispielsweise die Region Schleswig-Holstein Nord sowie die vier großen dänischen Kommunen Apenrade, Sonderborg, Hadersleben und Tondern die europäische Region Sönderjylland-Schleswig. Als ein Leuchtturmprojekt der deutsch-dänischen Zusammenarbeit gilt das CB-Log Projekt (Cross BorderLogistics), das die vorhandenen logistischen Kompetenzen im Landesteil Schleswig und in Syddanmark zu einem grenzüberschreitenden Cluster bündelt. Synergien schafft man auch auf kommunaler Ebene durch das „Grenzdreieck“ (Aabenraa, Sønderborg, Flensburg). Zahlreiche Förderprogramme des Landes Schleswig-Holstein wurden im „Zukunftsprogramm Schleswig-Holstein“ gebündelt. Mit einem Volumen von rund 1,4 Mrd. Euro (2007 bis 2013) ist dies das größte wirtschaftliche Förderpaket in der Geschichte des Landes.


Anstieg bei der Weiterbildung Geringqualifizierter

Die Weiterbildungsmöglichkeiten in der Region Schleswig-Holstein Nord reichen von der VHS und kirchlichen Akademien über zahlreiche Berufs- und Wirtschaftsfachschulen, Bildungswerke für Menschen mit Behinderungen bis zu einer Vielzahl an Weiterbildungsakademien aus dem beruflichen Sektor. Das breit gefächerte Angebot wird angenommen und gerade die Weiterbildungsbeteiligung Geringqualifizierter zwischen 25 und 54 Jahren weist in der Region einen erkennbaren Anstieg auf.

Diese positive Entwicklung führen Weiterbildungsexperten der Region nicht nur auf eine gute Konjunkturlage und gute Chancen am Arbeitsmarkt zurück, sondern vor allem darauf, dass sich alle Beteiligten untereinander vernetzen. In den Interviews loben die Experten den intensiven Austausch der Bundesagentur für Arbeit und der Sozialzentren mit den kommunalen Entscheidungsträgern, Weiterbildungsanbietern und Arbeitgebern vor Ort. Weiterbildungsangebot und -nachfrage wurden aufeinander abgestimmt, so dass ein entsprechend arbeitsmarktnahes Angebot entstand.

Offenbar beflügeln wirtschaftliche und strukturelle Entwicklungen in der Region auch die Nachfrage nach geringqualifizierten Arbeitskräften. Gleichzeitig führen sie zu einer Qualifizierungswelle, die von einer gut vorbereiteten und vernetzten Weiterbildungslandschaft aufgefangen und versorgt wird – und dies in zahlreichen Berufen: von der Logistikbranche (Berufskraftfahrer, Gabelstaplerfahrer) über den Gesundheitssektor (Pflege- und Betreuungskräfte) bis zum Tourismus (u.a. Service- und Küchenkräfte). Dass insbesondere Geringqualifizierte in hohem Maße daran partizipierten und die notwendigen Fördermittel und -instrumente der Bundesagentur für Arbeit entsprechend abgerufen werden konnten, lag nach Meinung der Experten vor allem an der Zusammenarbeit aller Beteiligten.


Fazit

Der genauere Blick auf Schleswig-Holstein Nord ergibt das Bild einer Region im Aufschwung. Hier zeigt sich, dass durch das Zusammenwirken von regionalen und überregionalen Partnern und Förderprogrammen auch Geringqualifizierte bei der Weiterbildung profitieren. Es wurden Angebotsstrukturen entwickelt, die ebenso die räumlichen und wirtschaftlichen Standortvorteile berücksichtigen wie auch die regionalen Herausforderungen und demographischen Trends. Sie treffen den Bedarf der Arbeitgeber und kommen den geringqualifizierten Arbeitskräften der Region zugute.

 

Dieser Text basiert auf einer wissenschaftlichen Fallstudie von Bettina Thöne-Geyer, die an dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung durchgeführt wurde.

Die ausführliche Fallstudie findet sich in dem Ergebnisbericht des Deutschen Institutes für Erwachsenenbildung unter www.ergebnisbericht.deutscher-weiterbildungsatlas.de