Unterer Neckar

Region mit großer Vielfalt, auch in der Weiterbildung

 

 

Die Raumordnungsregion Unterer Neckar in Baden Württemberg liegt 2007 und 2008 mit einer Teilnahmequote um die 14 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, aber noch hinter den Erwartungen für die Region. Durch einen Anstieg der Teilnahmequote von 3,8 Prozentpunkten im gesamten Untersuchungszeitraum übertrifft die Region allerdings nach 2009 die statistischen Erwartungen um rund 9 Prozent. In den folgenden Jahren liegt die Teilnahmequote fast ein Viertel über dem jeweils erwarteten Wert. 2012 liegt die Potenzialausschöpfung mit knapp 115 Prozent bei dem Mittelwert über den gesamten Untersuchungszeitraum. Die Fallstudie liefert mögliche Erklärungen für die regionalspezifische Entwicklung im Bereich Unterer Neckar.

Zu der Region Unterer Neckar im nordwestlichen Baden-Württemberg, gehören neben Heidelberg und Mannheim der Neckar-Odenwald-Kreis und der Rhein-Neckar-Kreis. Die Region ist Teil der länderübergreifenden Metropolregion Rhein-Neckar, die als Planungsregion über die Landesgrenzen hinaus reicht und eng mit dem hessischen sowie rheinland-pfälzischen Umland verflochten ist. Sie bietet einen guten verkehrstechnischen Zugang zu Versorgungsstrukturen aller Art: Die Fahrzeiten zu Mittel- und Oberzentren sind in dieser Region kürzer als im Landes- und Bundesdurchschnitt.

Die Zahl der 1,1 Millionen Bewohner der Region ist zuletzt leicht um rund 25.000 Personen gesunken. Die Bevölkerungsdichte lag im Jahr 2011 bei 456 Einwohnern je Quadratkilometer und damit deutlich über den Werten für Baden-Württemberg (296) und ganz Deutschland (229). Die Altersstruktur entspricht im Großen und Ganzen der demografischen Entwicklung Deutschlands.


Starker, vielfältiger Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort

Mit im Schnitt 20.546 Euro ließ sich hier im Jahr 2011 überdurchschnittlich viel Geld verdienen – Tendenz leicht steigend. Mit rund 35,6 Milliarden Euro lag die Bruttowertschöpfung der Region im Jahr 2011 knapp über dem Niveau von 2007 (plus 0,8 Prozent).

Kleine und mittelständische Unternehmen prägen auch die Region Unterer Neckar und bieten vielen Menschen in der Region eine Lebensgrundlage: Ihre Anzahl ist zwischen 2007 und 2010 gestiegen. Weltkonzerne wie SAP und Heidelberger Druckmaschinen haben in der Region ihren Sitz. Auch die BASF in Ludwigshafen ist nah und ein großer Arbeitgeber. Zu den wichtigen, im letzten Jahrzehnt ausgebauten Bereichen zählen die Elektronik, der IT-Bereich, die Kreativwirtschaft und Hochtechnologien wie Bio- und Medizintechnologie. Mit 21 staatlichen und privaten Hochschulen bietet die Region eine gut entwickelte Hochschul- und Forschungslandschaft.

Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich in der Region zwischen 2007 und 2010 parallel zu der in Baden-Württemberg und Deutschland. Sie sank von 2007 um 0,5 Prozentpunkte und lag 2010 bei 6 Prozent. 2010 waren 15,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Ausbildung. Das waren weniger als in den Jahren zuvor. Im Gegenzug stieg der Anteil der Hochqualifizierten leicht auf 14,5 Prozent an. Es gibt ein deutliches Stadt-Land-Gefälle: Während in Heidelberg etwa jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte über einen Fach-/Hochschulabschluss verfügte, war es im Neckar-Odenwald-Kreis lediglich jeder Zwanzigste.


Weiterbildung: gut vernetzt und breit aufgestellt

Vielfältig, breit aufgestellt und gut vernetzt: So stellt sich Weiterbildung in der Region Unterer Neckar dar. Mannheim und Heidelberg bieten die ganze Bandbreite der Weiterbildungsmöglichkeiten. In einigen Bereichen, so berichten Bildungsexperten aus der Region, besteht sogar ein Überangebot, so zum Beispiel bei den Sprachen und im Bereich Gesundheit. Beide Städte gehören im bundesweiten Vergleich zu den Spitzenreitern, was die Anzahl der Anbieter und auch die Angebotsdichte betrifft. Experten aus der Region berichten von Konkurrenz unter den Anbietern, welche aber nicht als negativ empfunden werde. Beim Blick in die Kreise, insbesondere in den eher ländlich geprägten Neckar-Odenwald-Kreis, zeigt sich ein ausgedünntes Weiterbildungsangebot, das aus der Sicht von Weiterbildungsexperten aber immer noch die Grundversorgung vor Ort sicherstellt. Der Kreis profitiert von dem großen Weiterbildungsangebot, das im Tagespendelbereich innerhalb und außerhalb der Metropolregion zur Verfügung steht.

Zahlreiche regionale Netzwerke nehmen entweder direkt oder indirekt Einfluss auf die Förderung der Weiterbildung, und das zum Teil mit langer Tradition. So haben vier regionale Netzwerke für berufliche Fortbildung bereits im Jahr 1968 mit ihrer Arbeit begonnen. Bildungsexperten der Region sind der Meinung, dass die Fördermittel des Landes bei derartigen freiwilligen Zusammenschlüssen von Weiterbildungsträgern an der richtigen Stelle ankommen. Den Netzwerken falle auch die Außendarstellung leichter, wie zum Beispiel bei Auftritten auf Bildungsmessen.


Das Regionalbüro als organisatorische Plattform

Ebenso gefördert wurde seit 2007 die Einrichtung eines Regionalbüros, das den vier regionalen Netzwerken als organisatorische Arbeitsplattform dient. Es hilft durch öffentlichkeitswirksame Aktionen und Know-how-Transfer die Markttransparenz zu verbessern, motiviert zur Teilnahme an Weiterbildungen und unterstützt die Qualitätssicherung in den Einrichtungen. Die trägerneutrale Bildungsberatung, die das Regionalbüro seit 2012 zusätzlich anbietet, richtet sich insbesondere an Personengruppen, die in der Weiterbildung unterrepräsentiert sind.


Fazit

Der Blick in Richtung Unterer Neckar zeigt das Bild einer vielfältigen Wirtschafts- und Wissenschaftsregion, die mit ihrer guten Infrastruktur punktet. So vielfältig die zahlreichen Betriebe und Dienstleistungen sind, so breit aufgestellt ist auch das Angebot der Weiterbildung. Langfristig entwickelte und gut organisierte Netzwerke sind konsequent auf die Interessen ihrer Mitglieder und Zielgruppen ausgerichtet und haben die Entwicklung der Region im Blick. Direkte Ansprache und persönliche Beratung scheinen hier der Schlüssel dafür zu sein, auch ländliche Gebiete erfolgreich zu erschließen. Ein breit aufgestelltes und gut erreichbares Weiterbildungsangebot sowie funktionierende Netzwerke zur Förderung der Weiterbildung spielen in der Region ebenso eine Rolle wie Unternehmen, die während der Wirtschaftskrise verstärkt auf die Strategie „Qualifizieren statt Entlassen“ gesetzt haben.

 

 

 

Dieser Text basiert auf einer wissenschaftlichen Fallstudie von Ingrid Ambos, die an dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung durchgeführt wurde.

Die ausführliche Fallstudie findet sich in dem Ergebnisbericht des Deutschen Institutes für Erwachsenenbildung unter www.ergebnisbericht.deutscher-weiterbildungsatlas.de