Öffentliches Weiterbildungsangebot (Volkshochschulkurse) – Im Westen doppelt so hoch wie im Osten

Das öffentliche Weiterbildungsangebot (in Form von Volkshochschulkursen) variiert in Deutschland stark. Je nachdem, in welcher Region sie leben, stehen den Bundesbürgern zwischen 2 und maximal 13 VHS-Kurse pro 1.000 Einwohner und Jahr zur Verfügung. In Westdeutschland liegt das öffentliche Angebot um mehr als das Doppelte über dem im Osten. Und es wächst im Schnitt auch in den Regionen stärker, in denen bereits ein großes Angebot besteht. Die Entwicklung des regionalen VHS-Angebots korreliert mit der Entwicklung der Weiterbildungsteilnahme. Parallel zum öffentlichen Angebot steigt auch die Weiterbildungsbeteiligung bzw. umgekehrt. Veränderungen beim öffentlichen Weiterbildungsangebot folgen vermutlich einer regionalen Dynamik. Dadurch erklären sich auch gegenläufige Entwicklungen in unmittelbar benachbarten Regionen.

Die öffentlich geförderte Weiterbildung beinhaltet sowohl berufliche als auch allgemeine Bildungsangebote. Der größte Teil davon wird von Volkshochschulen sowie Fach- und Berufsschulen abgedeckt. Im Jahr 2011 gab es bundesweit 923 Volkshochschulen. Die Anzahl der Volkshochschulen selbst sagt jedoch kaum etwas über den Umfang des Angebots aus. Aus diesem Grund betrachtet der Deutsche Weiterbildungsatlas die öffentlich angebotenen Kurse aller in Deutschland vorhandenen Volkshochschulen.

Als öffentliche Infrastrukturleistung sollte die öffentlich geförderte Weiterbildung theoretisch allen Bundesbürgern in gleichem Maße zugängig sein. Schließlich verpflichtet sich die Bundesrepublik im Raumordnungsgesetz, den Menschen in allen Regionen gleichwertige Lebensverhältnisse zu bieten.

 

 


Niveau des öffentlichen Angebotes – Große Ost-West-Unterschiede als Folgen der Teilung

Die Realität sieht allerdings anders aus. Schaut man sich das bundesweite Kursangebot der Volkshochschulen im Untersuchungszeitraum 2007 bis 2011 an, dann wurden pro Jahr durchschnittlich 6,7 Kurse pro 1.000 Einwohner angeboten. Über den Untersuchungszeitraum hat sich dieser Wert auf der Bundesebene kaum verändert. Allerdings weichen die Bundesländer von diesem Durchschnittswert zum Teil stark ab.

Während das VHS-Angebot in Baden-Württemberg 10,3 Kurse pro 1.000 Einwohner und Jahr umfasst, bietet Brandenburg mit 2,5 Kursen pro 1.000 Einwohner gerade mal ein Viertel davon. Auch die anderen ostdeutschen Bundesländer liegen deutlich unter dem Bundesmittel. Von den alten Bundesländern sind es Nordrhein-Westfalen (5,3 Kurse) und Hamburg (3,5 Kurse), die ein im Ländervergleich unterdurchschnittliches öffentliches Weiterbildungsangebot bieten.

Auf Regionalebene fällt das beschriebene West-Ost-Gefälle deutlicher aus. Niedrigstes und höchstes Kursangebot liegen hier ganze 11 Kurse auseinander (Prignitz-Oberhavel mit 1,9 Kursen pro 1.000 Einwohnern und Oberfranken-West mit 12,9 Kursen pro 1.000 Einwohner). Dieser deutliche Unterschied ist stellvertretend für das Angebotsverhältnis in den übrigen Regionen. So werden in westdeutschen Regionen im Mittel 7,7 Kurse pro 1.000 Einwohner und Jahr angeboten, in ostdeutschen Regionen (ohne Berlin) dagegen nur 3,1. Im Westen der Republik liegt das öffentliche Angebot an Weiterbildung also um mehr als Doppelte über dem im Osten.


Trends des öffentlichen Angebotes – Keine Annäherung zwischen Ost und West

Vor dem Hintergrund, dass in deutschen Regionen gleiche Lebensverhältnisse angestrebt werden, sollten sich Regionen mit einem niedrigen Angebot in Richtung einer höheren Angebotsdichte entwickeln. Es wäre zu erwarten, dass schwache Regionen staatlich stärker gefördert werden und sich das Angebot an öffentlich finanzierter Weiterbildung dort mit der Zeit erhöht.

Auch wenn die Veränderungen insgesamt eher moderat ausfallen, spricht kaum etwas für eine Annäherung. Gerade in Bundesländern mit schon hoher Dichte an öffentlichen Angeboten wächst dieses im Verhältnis am stärksten. Dies trifft vor allem auf Bayern und Baden-Württemberg zu. Die ostdeutschen Bundesländer verzeichnen dagegen Rückgänge und nur geringe Anstiege, obwohl das öffentliche Weiterbildungsangebot hier relativ niedrig ist. Erstaunlich sind auch die Entwicklungen in Berlin und Hamburg. Beide Stadtstaaten zeichnen sich durch einen deutlichen Zuwachs aus.

Auf Regionalebene weist besonders die Region Donau-Iller von 2007 bis 2012 eine starke Zunahme der Volkshochschulangebote auf. Hier ist auch die Weiterbildungsbeteiligung um mehr als 3 Prozentpunkte gestiegen. Ebenfalls deutlich gestiegen sind die öffentlichen Kursangebote in Hochrhein-Bodensee, Main-Rhön, Schleswig-Holstein Süd-West sowie Oberfranken-Ost. Insgesamt weisen 11 Regionen im Untersuchungszeitraum eine Zunahme um mehr als einen Kurs auf. Um mehr als einen Kurs zurückgegangen ist dagegen das Angebot in den Regionen südlicher Oberrhein, Landshut und Oberfranken-West. Auffällig ist, dass gerade in den Regionen Baden-Württembergs und Bayerns starke Veränderungen in beide Richtungen erfolgten, die sich auf Bundeslandebene dann zu einem positiven Trend aufsummieren. Im Norden der Republik sind die Veränderungen vergleichsweise moderat. 


Zusammenhänge – Anstieg der Kurse geht mit erhöhter Teilnahmequote einher

Das öffentliche Weiterbildungsangebot der Volkshochschulen unterscheidet sich stark zwischen Ost- und Westdeutschland. Die signifikant niedrigere Angebotsdichte im Osten ist auf den niedrigen Stellenwert der Volkshochschulen in der DDR und die Fokussierung auf privatwirtschaftliche Weiterbildungsangebote im Zuge der Wiedervereinigung zurückzuführen. Die Veränderungen dieses Weiterbildungsangebots stellen keine homogenen Prozesse dar. Die Veränderungen im Süden der Republik zeigen, dass schon in benachbarten Regionen die Entwicklung genau gegenläufig sein kann.

Die Ergebnisse des Deutschen Weiterbildungsatlas belegen zudem einen signifikanten Zusammenhang zwischen öffentlichem Kursangebot und der regionalen Weiterbildungsbeteiligung zwischen Deutschlands Regionen. Mit jedem Kurs pro 1.000 Einwohner steigt im Schnitt auch die Weiterbildungsbeteiligung um 0,3 Prozent.

Etwas stärker ausgeprägt ist dieser Zusammenhang bei der Veränderung der Kursangebote im Zeitverlauf. Erhöht sich das öffentliche Angebot um einen Kurs, steigt die Beteiligungsquote signifikant um 0,4 Prozent. Inwiefern Volkshochschulen hier auf eine regionale Nachfrage reagieren oder durch mehr Angebote zu mehr Beteiligung beitragen, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Auf jeden Fall ergeben sich die Trends aus Veränderungen vor Ort und verfestigen in der Regel die schon bestehende Angebotssituation im Bereich der öffentlichen Weiterbildung hinsichtlich des West-Ost Gefälles. Die regionalen Unterschiede bei den Volkshochschulkursen verstärken sich also eher, als dass sie abgebaut werden.


Broschüre Deutscher Weiterbildungsatlas

Die Broschüre liefert eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse des dritten Deutschen Weiterbildungsatlas.

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Ergebnisbericht

In dem Ergebnisbericht des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) des WBV-Verlags finden Sie weiterführende Informationen zu den Ergebnissen und Methoden sowie die ausführlichen Fallstudien der Wissenschaftler vom DIE und der FU Berlin.

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Interaktive Karten: Öffentliches Weiterbildungsangebot (VHS)

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