Broschüre Deutscher Weiterbildungsatlas
Die Broschüre liefert eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse des dritten Deutschen Weiterbildungsatlas.
Bundesweit nehmen durchschnittlich 13,5 Prozent der Bevölkerung an Weiterbildungen teil. Daran ändert sich über die Jahre wenig. Zwischen den Bundesländern bestehen nur geringfügige Unterschiede: Im Osten bilden sich tendenziell weniger Menschen weiter und im Süden tendenziell mehr. Im regionalen Vergleich zeigen sich dagegen deutliche Differenzen in der Weiterbildungsbeteiligung. Auch hinsichtlich der Veränderung der Teilnahmequoten gibt es teils große Unterschiede. In der Hälfte der Regionen verläuft die Weiterbildungsbeteiligung relativ konstant. Die anderen Regionen dagegen verbessern oder verschlechtern sich zum Teil deutlich.
Wir betrachten zunächst die Weiterbildungsteilnahme der Gesamtbevölkerung ab dem 25. Lebensjahr. Diese Altersgrenze gewährleistet, dass Personen, die sich in der Erstausbildung oder im Übergang zum Beruf befinden, nicht in die Erhebung mit einfließen. Eine obere Altersgrenze wurde nicht gesetzt, um auch den Aspekt des lebenslangen Lernens zu berücksichtigen. Dadurch ergibt sich ein ganzheitliches Bild der Weiterbildungssituation.
Zwischen 2007 und 2012 beträgt die mittlere Weiterbildungsquote in Deutschland 13,5 Prozent. Das bedeutet, dass im Untersuchungszeitraum 13,5 Prozent der Wohnbevölkerung über 25 Jahre angaben, im letzten Jahr an mindestens einer Weiterbildung teilgenommen zu haben. Die Quoten der einzelnen Bundesländer weichen moderat von diesem Mittelwert ab. Das Saarland weist mit 11,3 Prozent den niedrigsten Wert in der Weiterbildungsteilnahme auf und Hessen mit 16 Prozent den höchsten.
Insgesamt schneidet der Norden schlechter ab als der Süden. Unterdurchschnittliche Werte finden sich zum Beispiel in allen östlichen Bundesländern außer Brandenburg, aber auch in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Durch höhere Teilnahmequoten zeichnen sich dagegen Bayern und Baden-Württemberg aus. In den Stadtstaaten liegen die Quoten im mittleren Bereich.
Auf Ebene der Raumordnungsregionen sind die Unterschiede deutlich größer als zwischen den einzelnen Bundesländern. Die Spanne der Teilnahmequoten reicht von gut 6 Prozent im Emsland bis annähernd 19 Prozent in Würzburg. Die Weiterbildungsteilnahme in Würzburg übertrifft die im Emsland damit um das Dreifache. Obwohl viele Regionen nah am bundesweiten Durchschnitt liegen, weichen einige deutlich davon ab. Anschaulich wird dies am Beispiel Bayerns. So entsteht der deutlich überdurchschnittliche Wert auf Bundeslandebene durch die besonders guten Ergebnisse in einigen Regionen. Die meisten der bayerischen Regionen weisen dagegen Werte nahe oder sogar unter dem Durchschnitt auf.
Ob Menschen sich weiterbilden, hängt also auch davon ab, in welcher Region sie leben. Es bestehen signifikante räumliche Unterschiede. Die große Spannbreite der Teilnahmequoten auf Regionalebene legt nahe, dass es sich um verfestigte Besser- oder Schlechterstellungen einzelner Regionen handelt. Allerdings sind die Teilnahmequoten im zeitlichen Verlauf nicht statisch. In den Jahren 2007 bis 2012 haben sie sich vor Ort zum Teil stark verändert.
Ist die Weiterbildungsquote für ganz Deutschland über die Jahre 2007 bis 2012 auch relativ konstant, zeigen sich auf Ebene der Bundesländer und Regionen zum Teil deutliche Veränderungen – wobei sich manche Regionen positiv, andere negativ entwickelt haben. Auf Bundeslandebene reicht die Spanne von einer Abnahme der Teilnahmequote um 2,4 Prozentpunkte in Berlin bis hin zu einer Zunahme um 1,5 Prozentpunkte in Rheinland-Pfalz.
Auf Ebene der Raumordnungsregionen ist die Spanne zwischen Ab- und Zunahme der Teilnahmequote deutlich größer. So ist in der Altmark die Teilnahme an Weiterbildung zwischen 2007 und 2012 um 6,6 Prozentpunkte gesunken. In Westmittelfranken dagegen stieg sie im gleichen Zeitraum um 5 Prozentpunkte an. Im Fall der Altmark ist dieser Befund besonders prekär, da die Teilnahmequote dort mit 8 Prozent (gemittelt 2007–2012) schon ein unterdurchschnittliches Niveau aufweist.
Insgesamt verändert sich die Weiterbildungsteilnahme bei 58 von 96 Raumordnungsregionen um mehr als einen Prozentpunkt, wobei sich 27 Regionen verbessern konnten und 31 verschlechtert haben. Je kleinräumiger man Weiterbildung betrachtet, umso größer und deutlicher sind die Unterschiede in den Teilnahmequoten und auch deren Veränderungen.
Regionen unterscheiden sich sowohl in der Höhe als auch in der Veränderung der Weiterbildungsteilnahme. Diese Unterschiede lassen sich zum Teil durch Merkmale der Region selbst erklären. Die Bruttowertschöpfung einer Region erklärt bis zu 22 Prozent der Unterschiede bei den regionalen Teilnahmequoten. Je stärker die Wirtschaft vor Ort ist, desto höher ist die Teilnahmequote. Des Weiteren zeigen die Berechnungen, dass besonders im städtischen Umland stärker an Weiterbildung teilgenommen wird als in rein städtischen und ländlichen Regionen. Das geht vor allem auf die sehr unterschiedlichen Sozialstrukturen in diesen Regionstypen zurück. Wie sich die Teilnahme regional entwickelt, darauf hat die Sozialstruktur dagegen keinen Einfluss. Dafür ist sie zu konstant. Gerade die Veränderungen aber sind von besonderem Interesse, vor allem die positiven. Sie zeigen, dass Regionen sich entwickeln und anschlussfähig bleiben können. Weiterbildungsteilnahme ist also kein unveränderliches Merkmal einer Region.
Teilnahmehöhe und Teilnahmeveränderung korrelieren, und zwar deutlich negativ: Je höher die Weiterbildungsteilnahme in einer Region bereits ist, desto schwächer wächst sie nur noch. Es sind vor allem die Regionen mit den niedrigsten Teilnahmequoten (unteres Drittel), die sich durch vergleichsweise hohe Zuwachsraten auszeichnen. Das wäre u.a. dadurch zu erklären, dass eine hohe Teilnahmequote Ausdruck eines ausgelasteten Weiterbildungsangebotes ist. In diesem Fall ließe sich die Teilnahme an Weiterbildung durch ein erweitertes Angebot erhöhen. Vielleicht ist aber auch für die regionalen Teilnehmer von Weiterbildung irgendwann ein Grenznutzen erreicht. Der persönliche Nutzen von Weiterbildung nimmt bei zunehmender Teilnahme immer weiter ab. Wer schon zwei oder drei Weiterbildungen im Jahr besucht, für den wird eine Teilnahme an Veranstaltung Nummer vier, fünf oder sechs immer unwahrscheinlicher. Überträgt man das auf alle Teilnehmer einer Region, zeigt sich hinsichtlich der regionalen Weiterbildungsbeteiligung irgendwann ein Sättigungseffekt. Welcher der beiden Erklärungsansätze empirisch zutrifft, kann der Weiterbildungsatlas derzeit nicht beantworten.
Fest steht aber, dass sich bei einer geringen Teilnahme die Quote leichter erhöhen lässt als bei einer bereits hohen Teilnahmequote. Regionen mit einer niedrigen Teilnahmequote verfügen somit über das größte Wachstumspotenzial. Um dieses zu realisieren, muss natürlich die Bevölkerung stärker für Weiterbildung aktiviert werden. Gerade in Regionen wie dem Emsland, Aachen, Ostfriesland oder der Altmark ließe sich die Weiterbildungsteilnahme durch eine solche Aktivierung – beispielsweise durch passgenaue Beratung – wahrscheinlich deutlich steigern. Das lohnt sich besonders, wenn die Potenziale der Geringqualifizierten vor Ort erkannt und genutzt werden.
Mit Blick auf die Interpretation der Ergebnisse muss abschließend betont werden, dass die Weiterbildungsteilnahme kein direktes Maß für die allgemeine Leistungsfähigkeit einer Region ist. Die Teilnahmequote gibt zwar einen Hinweis darauf, wie gut die Menschen einer Region in Sachen Weiterbildung erreicht werden. In erster Linie ist sie aber ein Ergebnis regionaler Bedarfslagen und individueller Bildungsentscheidungen. Letztlich können die Akteure vor Ort den regionalen Handlungsspielraum nur bedingt beeinflussen. Soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen (wie beispielsweise die Bruttowertschöpfung) lassen sich nur bedingt steuern. Wer Weiterbildung in seiner Region entwickeln will, der muss somit den in jedem Fall gegebenen Handlungsspielraum nutzen.
Die Broschüre liefert eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse des dritten Deutschen Weiterbildungsatlas.
Ergebnisbericht
In dem Ergebnisbericht des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) des WBV-Verlags finden Sie weiterführende Informationen zu den Ergebnissen und Methoden sowie die ausführlichen Fallstudien der Wissenschaftler vom DIE und der FU Berlin.